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LEISTUNG



Geschichte:

 

Die Geschichte des Stinshofes in Insel : erzählt von Bernhard Teichmann

 

 

 

Der Name Stinshof beinhaltet den Frauennamen Stina. „Stinamudder“, so wird sie genannt, die Bäuerin, die Anfang des 19. Jahrhunderts zusammen mit ihrem Mann den Hof an der Stutenstraat in Insel gründet und bewirtschaftet.

 

Die Ehe bleibt kinderlos und so hält man irgendwann Ausschau nach einem geeigneten Bewirtschafter und Erben im Kreise der damals nicht unüblichen großen Verwandtschaft.

  Man findet ihn in Schultenwede. Es ist der älteste Sohn der Familie Schmidt, der Claus Friedrich, der zusammen mit seiner Frau Katharina 1895 nach Insel übersiedelt, den Stinshof von Stinamudder und ihrem Mann erbt und fortan bewirtschaftet.

  Aus der Ehe gehen fünf Söhne und zwei Töchter hervor. Als der Bewirtschaftungswechsel Anfang des 20. Jahrhunderts ansteht, ist es der älteste Sohn Wilhelm, der zusammen mit seiner Frau Marie als Hoferbe in Frage kommt.

  Da die Hofstelle in der Stutenstraat zu klein ist, beschließen Wilhelm und seine Frau  auszusiedeln, und mit der damals üblichen Hilfe aller Verwandten 1927 die neue Hofstelle, auf eigenem Land neben „Ostermanns Busch“ zu errichten. Die Straße, die dort hinführt, heißt heute Wittenkamp und die Hofstelle Wittenkamp 9. Damals war sie noch nicht asphaltiert, sondern ein Sandweg, und der neue Stinshof bekommt die Nr. 64.

  Die sogenannte wirtschaftliche Nutzfläche dieses „Aussiedlerhofes“ beträgt nun 83 Morgen, also knapp 21 Hektar. Davon sind ca. die Hälfte Dauergrünland mit den anmoorigen Weiden vor dem Dorf in Richtung Wesseloh und die andere Hälfte Ackerland.

  Auf dem Hof leben außer dem Ehepaar Schmidt mit ihren Kindern noch die Schwester Wilhelms, Marie, die ungefähr im gleichen Alter ist, wie ihr Bruder und ein Neffe, namens Hermann, der 1994 verstirbt. Marie stirbt Mitte der fünfziger Jahre, genauso wie Wilhelm und seine Frau Marie.

  Die beiden haben zwei Söhne und zwei Töchter. Die beiden Söhne fallen im II. Weltkrieg und die älteste Tochter stirbt früh. So bleibt nur die jüngste Tochter Rosa übrig, den Stinshof als Erbin weiterzuführen.

 Rosa heiratet den gelernten Zimmermann Albert aus Zahrensen, der als zweitältester Sohn auch von einem Hof kommt. Albert macht eine Kurzausbildung als landwirtschaftlicher Gehilfe und kann so den Hof in Insel als Bewirtschafter führen. Hofeigentümerin bleibt allerdings bis zu ihrem Tod 1996, Rosa.

  Albert und Rosa haben drei Töchter, Irmgard, Renate und Elke. Renate lernt Erzieherin, heiratet einen Bauern aus Lünzen und zieht dort hin. Elke heiratet einen Bauern aus Ostfriesland und zieht ebenfalls dort hin. Nur Irmgard, die als Dorfhelferin abschließt, heiratet keinen Bauern, sondern einen jungen Mann aus Hannover, Bernhard, der Lehrer wird und in Schneverdingen, später  dann in Insel unterrichtet, bis zur Schließung der Dorfschule 1995.

  Irmgard und Bernhard ziehen im Februar 1975 auf den Stinshof, bekommen drei Kinder, einen Jungen, Marc, und zwei Mädchen, Katja und Dorothee, adoptieren aber noch einen Jungen, Sven, und nehmen einen Jungen in Pflege, den Martin.

 1990 stirbt Albert, und damit verliert der Stinshof den Bauern. Rosa ist zwar nach wie vor Eigentümerin, hat aber keine landwirtschaftliche Ausbildung und hat sich auch nie verantwortlich um die Landwirtschaft gekümmert.

 So übernimmt Rosas Schwiegersohn Bernhard auf der Grundlage eines Wirtschaftsüberlassungsvertrages die Bewirtschaftung des Hofes als sogenannter Nebenerwerbsbetrieb. Bernhard hat zwar auch keine landwirtschaftliche Ausbildung, aber durch die langjährige Mithilfe, ganz viel Interesse und Liebe zum Hof und mit dem Zuspruch seiner Frau Irmgard, lässt er sich darauf ein.

 Die Bewirtschaftung des Hofes wird umgestellt auf biologisch/dynamisch und 1994 gibt es die erste „Demeteranerkennung“ von der Bäuerlichen Gesellschaft Nord-Westdeutschlands.

  1996 stirbt auch Rosa, und damit geht der Stinshof auf die älteste Tochter Irmgard über.

  Ebenfalls im gleichen Jahr gründet sie zusammen mit  Bernhard den gemeinnützigen Stinshof e.V., in der Absicht, auf dem Hof eine pädagogische Arbeit mit Jugendlichen zu errichten, die sich am gesellschaftlichen Rand  befinden.

  Außerdem veranlasst sie mit der Zustimmung der Erben die Übertragung des Hofes an den Stinshof e.V., um sicherzustellen, dass die pädagogische Aufgabe auch nach ihrem oder dem Tode ihres Mannes  auf dem Stinshof weitergeht.

  Gleichzeitig schließt die Grundschule in Insel für immer ihre Tore . Bernhard legt sein Amt als Lehrer nieder und widmet sich fortan zusammen mit seiner Frau  dem neuen „Stinshof-Projekt“, d.h. dem Versuch, Landwirtschaft und Pädagogik zu kombinieren.

  1999 bekommt der Stinshof e.V. eine Betriebsgenehmigung zur Führung einer teilstationären Einrichtung für 8 Kinder, einer Tagesgruppe, vom Landesjugendamt. D.h., die Kinder werden mittags von zu Hause oder von der Schule abgeholt und abends wieder nach Hause gebracht.

 Der landwirtschaftliche Betrieb wird in dem Maße, wie die pädagogische Arbeit zunimmt, reduziert und  langsam umgenutzt in einen pädagogischen Zweckbetrieb, allerdings immer noch mit 21 Hektar unverpachteter  Dauergrünlandfläche, einer kleinen Ammenkuhherde, 4 Pferden, zwei Ziegen, etlichen Katzen und einem Hund.

 2002 verstirbt Bernhards Frau Irmgard im Alter von nur 49 Jahren und drei Jahre später folgt ihr die älteste Tochter Katja im Alter von 28 Jahren.

 Trotzdem bringt das die Arbeit und das pädagogische Anliegen des Hofes nicht zum Erliegen. Bernhard findet in der Kunsttherapeutin Annette aus Heide in Schleswig/Holstein die ideale Frau zur Weiterführung und zum Ausbau des Stinshof-Projektes.

  Annette, die Kunsttherapeutin aus Heide/Holstein kommt im April 2004 auf den Hof und heiratet Bernhard im Sommer des Jahres 2005.

  Im Jahr 2007 werden im Durchschnitt 6 bis 8 Kinder und Jugendliche in der Tagesgruppe betreut. Annette ist im Vorstand des Stinshof e.V., betreibt ein Atelier in dem ehemaligen Hofladen des Hofes, macht kunsttherapeutische Angebote für die Kinder,  leitet die Küche der Einrichtung und ist verantwortlich für  die Katzen, den Hund Teddy und 2 Ziegen. Bernhard ist ebenfalls im Vorstand des Vereins, leitet die Tagesgruppe, arbeitet mit in der Betreuung und dem Fahrdienst zusammen mit noch 3 Mitarbeiterinnen, und ist verantwortlich für den pädagogischen Zweckbetrieb (die ehemalige Landwirtschaft) mit 21 Hektar Grünland, den Rindern und den Pferden. Mit im Vorstand und von Anbeginn dabei ist noch Bernhards langjähriger Freund Heiner. 

Der Stinshof e.V. hat zu der Zeit ca. 20 Mitglieder.

  Seit 2005 ist Lena auf dem Hof. Als Praktikantin startet sie in das Stinshofleben und beginnt im Sommer 2006 ihre Berufskarriere als Erzieherin in der Tagesgruppe. 2010 verlässt sie für dreieinhalb Jahre den Stinshof, studiert in Kiel soziale Arbeit, bleibt aber dem Hof, den Menschen und Tieren weiterhin in ihrer Freizeit verbunden. Nach dem Studium kehrt sie zurück, absolviert noch ein Praktikum und übernimmt dann am 01. April 2014 von Bernhard die Leitung der  Tagesgruppe Stinshof. Gemeinsam mit dem langjährigen Mitarbeiter Nils beginnt sie, das von ihrem Vorgänger verfolgte pädagogische Konzept zu  erhalten, aber auch weiter zu entwickeln .

  Bernhard geht in den Ruhestand und fungiert fortan als Haus- und Hofmeister. Annette folgt ihm kurze Zeit später in den Rentenstatus. Die Kunsttherapie wird seit diesem Zeitpunkt nicht mehr als Betreuungsangebot dargeboten. Auch in der Küche gibt es einen Wechsel. Hier hat aktuell Daniela das Sagen, nachdem Lena vorübergehend die Lücke ausgefüllt hatte, die Annettes Verrentung hinterlassen hatte.

  Der Vorstand hat sich aufgrund des Leitungswechsels im Herbst 2014 ebenfalls umstrukturiert. Dorothee, die zweite Tochter von Bernhard und Lena haben die Plätze für Annette und Heiner eingenommen und vertreten nun, gemeinsam mit Bernhard, den Stinshof - Verein für Jugendhilfe  auf dem Bauernhof e.V.

  Im Januar 2017 wird Daniel als Erzieher begrüßt, der neben seinen beruflichen Qualitäten begnadete handwerkliche Fähigkeiten mitbringt, ebenso wie Thomas, der 2018 als stellvertretende Leitung eingestellt wird. Beide sorgen dafür, dass sich der Innenbereich im Bereich der Schmutz schleuse erneuert und im Außenbereich des Stallgebäudes eine Umziehkammer entsteht. Hier ziehen sich die Kinder um, wenn sie nach den Hausaufgaben auf den Hof zum Spielen gehen.

  Auch 2019 deuten sich weitere Veränderungen an, bzw. sind eingeleitet.

Lena bekommt Nachwuchs und wird den Stinshof verlassen. Thomas rückt als Leitung nach. Eine stellvertretende Leitung ist im Anmarsch und der Fahrdienst, den bislang die pädagogischen Kräfte abgewickelt haben, wird mittags von 2 externen Fahrern erledigt. Somit können die Kinder, wenn sie mittags gebracht werden, mit voller Aufmerksamkeit von ihren Erziehern, bzw. Erzieherinnen in Empfang genommen werden.

Zum Jahreswechsel 22/23 wird Thomas krank und scheidet aus. Bernhard kommt aus dem Rentnerdasein zurück und übernimmt übergangsweise bis Lena im Juni 2024 hoffentlich wiederkommt, die Leitung und zusammen mit Nils die Betreuung.

Allerdings benötigen wir noch dringend eine Fachkraft als Erzieher:in, mit ganzer Stelle, sonst droht uns aktuell die vorübergehende Schließung durch die Heimaufsicht.